Herausforderung: Kalorien zählen
Aus gegebenem Anlass starte ich heute einen Beitrag zum Thema Kalorien zählen und möchte die Herausforderungen und auch die Schattenseiten thematisieren, die diverse Diäten mit sich bringen. Ich hatte heute nach dem Frühstück einen kleinen Break Down. Nicht weil es mir grundsätzlich körperlich schlecht ging oder weil ich mein Essen nicht vertragen habe. Ganz im Gegenteil: Ich bin fit, habe heute Morgen Sport gemacht und bin danach mit meinem Liebsten unterwegs gewesen, um Brötchen zu holen. Ausgiebig haben wir daheim gefrühstückt. Danach stand ich auf, setzte mich auf mein Bett und weinte.
Selbstzweifel & Gewissensbisse
Männer würden jetzt vermutlich sagen: Typisch Frau! Ich würde jede Andere wahrscheinlich auch mit tausend Fragezeichen im Gesicht anschauen und sie fragen, was innerhalb von fünf Minuten Zeitfenster über sie hineingebrochen war. Ehrlich gesagt kann ich es mir selbst nicht wirklich erklären. Es ist einfach passiert. Und es war nicht das erste Mal. Ich hatte genug gegessen. Ich fühlte mich voll. Aber ich war nicht befriedigt vom Essen.
Noch am Frühstückstisch sitzend rotierten die Gedanken in meinem Kopf: Was hatte ich alles gegessen? Zwei Vollkornbrötchen mit Schinken, Avocado und Gurke. Etwas Rührei. Das waren fast nur Kohlenhydrate! Bestimmt war nicht nur Vollkorn- sondern zum Großteil böses Weizenmehl im Brötchenteig enthalten… Geil waren die Brötchen jedenfalls nicht. Das habe ich mir ja schon beim Bäcker gedacht… aber warum habe ich sie denn mitgenommen? Und warum auch noch gegessen? War ja klar, dass ich davon nicht glücklich werde! Warum habe ich nicht gleich einfach meine Quarkmuffins gegessen? Wäre doch viel gesünder gewesen…
Ich kam vom Hundersten ins Tausendste und plötzlich flossen die Tränen. Schließlich habe ich ja gestern auch schon total viel Reis gegessen zum Abendessen! Und abends gabs noch gemütlich Gin Tonic zum Abendprogramm und Chillen auf dem Sofa. Das macht zwei Tage hintereinander völlig unkontrolliertes Essen – ohne Kalorien zählen, Ausnahmezustand!! Ganz schnell schwirrt da ein Jiminy Cricket in meinem Kopf herum, der leise zu mir sagt: Willst du wieder zunehmen? Kein Wunder, dass schon wieder ein Kilo mehr auf der Waage steht, wenn du die ganze Zeit so ungesund isst!
Kalorien zählen – nur Bad Thoughts?
Mit solchen Gedanken kämpfe ich nun seit vier Jahren – seitdem ich begann, meine Ernährung umzustellen und der Gewichtszunahme den Kampf anzusagen. Damals nahm ich 12 Kilo ab, begann intensiv Sport zu betreiben und ernährte mich nach Plan. Abnehmen bedeutet, einem „relativ simplen“ Konstrukt zu folgen: Mehr Kalorien verbrennen, als zu sich zu nehmen. Im Defizit essen, war also mein Mittelpunkt und ich nutzte eine App dazu, meine Kalorienzufuhr genau zu tracken. Dies bedeutete bei mir allerdings auch verrückte Gedanken wie: „Puh, heute hatte ich schon einen Apfel. D.h. heute Abend Möhren nur noch eingeschränkt essen. Schließlich muss auch der Zuckerhaushalt im Rahmen bleiben.“ Wir lassen mal im Raum stehen, ob diese Herangehensweise nicht wirklich zu spitz ist.
Mittlerweile habe ich drei Kilo wieder drauf und bin bei meinem Wohlfühlgewicht angelangt. Ich bin begeisterte Hobbysportlerin geworden, gehe laufen und mache Home Workouts im Intervalltraining. Dazu backe und esse ich unheimlich gern und beschäftige mich mit dem Thema gesunder Ernährung. Ab und an ein Schokoriegel oder ein Burger sind für mich vollkommen okay und wichtig als Balsam für die Seele. Das denke ich solange, bis ich die Treats aufgegessen habe und meine Gedanken wieder anfangen zu kreisen…
Einmal Zähler, immer Zähler: Der Alltag nach der Diät
Meine Gedanken drehen sich förmlich tagein, tagaus um das Thema Essen. Seitdem ich angefangen hatte, Kalorien zu zählen, muss ich beim Einkaufen immer auf die Nährwerttabellen schauen und prüfe: Wie viele Kalorien hat Lebensmittel x/y? Wie viel Zucker ist enthalten? Will ich das überhaupt zu mir nehmen? Ganz oft landet besagtes Lebensmittel dann wieder im Regal und ich greife zu gesünderen Alternativen, Obst und Gemüse. Fun Fact: Ein Einkauf dauert bei mir gefühlt doppelt so lang, wie bei Ottonormalverbrauchern.
Wenn ich daheim mein Essen zubereite, überlege ich ganz oft: „Brauche ich jetzt wirklich noch Nudeln oder Reis dazu? Eigentlich reicht mir auch das Gemüse – hat ja auch weniger Kalorien.“ Esse ich auswärts, rechnet mein kleiner Jiminy Cricket da oben ganz leise die Kalorienzufuhr zusammen und speichert diese in meinem gedanklichen Fooddiary ab. Eins ist sicher: Richtig raus aus dem Zählen bin ich auch nach drei Jahren noch nicht. Zwar schreibe ich mir die einzelnen Positionen nicht mehr akribisch auf. Dennoch überschlage ich nach wie vor grob, ob ich am Ende des Tages „zu viel“ zu mir genommen habe oder nicht. Dabei bleibt ganz klar auf der Strecke: Der Genuss.
Mein Ziel: Endlich wieder genießen können!
Ganz oft ertappe ich mich selbst dabei, dass ich richtig Bock auf einen bestimmten Schokoriegel oder ein anderes Lebensmittel hatte, dann aber schon beim Essen überlege, wie ich die zu mir genommenen Kalorien wieder abtrainiere oder ob ich noch Überschuss habe, der das Essen rechtfertigt. Schon da höre ich unterbewusst auf, zu genießen. Das Glücksgefühl, das dieser Schokoriegel in mir auslösen sollte, weicht schnell einem schlechten Gewissen. So soll es doch nicht sein! Dann brauche ich im Endeffekt auch nie wieder Schokolade essen, aber damit ist ja auch keinem geholfen. 😉 Wenn ich etwas nasche, dann ab sofort mit erhobenem Haupt und ohne Reue. Vollste Konzentration auf das Geschmackserlebnis, bye bye Jiminy!
Diäten können mittelfristig ein Segen sein – aber sich langfristig mit den wildesten Gewohnheiten in deinen Kopf einbrennen. Wir stressen uns viel zu sehr mit der Zahl, die auf der Waage steht oder den Nährwerten, die einzelne Lebensmittel aufzeigen. Vergesst nicht zu leben und zu genießen! Denn das Leben ist doch viel zu kurz, um sich mit der Frage zu beschäftigen, ob das letzte Vollkornbrötchen nicht doch 3g Kohlenhydrate zu viel für den Tag beinhaltete oder?
Sehr oft frage ich mich: Wie ergeht es wohl anderen Menschen, die mit wesentlich größeren Gewichtsproblemen kämpften und durch Mut und Disziplin sich teils sogar halbiert haben? Welche Erfahrungen habt ihr mit Abnahmen und den „Spätfolgen“ gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Küsschen, Meleini
5 Gedanken zu „Herausforderung: Kalorien zählen“
Hey Meleini,
WOW, wie beunruhigend beruhigend, dass es Leute da draußen gibt, die auch so mit sich kämpfen. Ich verstehe dich so gut! Kurzes Recap: Habe vor inzwischen 5 Jahren knappe 30 Kilo abgespeckt (Ernährungsumstellung und vom Bewegungslgeastheniker zur Sportskanone) und will natürlich auf keinen Fall, dass diese Kilos zurück kommen. Ergo bin ich auch penibel darauf bedacht, meine tägliche Dosis Sport an mein Essen anzupassen. Und auch mir fehlt der Faktor: Genuss… doch in den letzten Monaten habe ich mich sehr gebessert. Auch, weil ich meine Familie, Freunde und Kollegen mit meiner Mentalität „Jaja, ich hab heute schon trainiert – das Stückchen Schokolade ist also gerechtfertig und bereits verbrannt…“ auf die Nerven gegangen bin.
Also durchhalten. Es wird besser!!! Versprochen, der Punkt kommt, an dem dir auch die zwei Kilo hin oder her nichts mehr ausmachen und du genau weißt: Die sind gleich wieder weg. Dein Stoffwechsel hat sich so verändert, dass der Body ab und an mal ein leckeres Franzbrötchen oder Schokokuchen der guten alten Art (ohne Whey und Co.) einfach braucht!
Ganz liebe Grüße und vielen Dank für deine inspirativen Worte :*
Hallo liebe Annie und vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Das macht mir Mut! Das Gute ist: Seitdem ich diesen Blogbeitrag veröffentlicht habe, hat sich auch mein Mindset in gewisser Weise schon verändert. Einfach mal alles rauszulassen und mit anderen darüber zu sprechen, ist einfach das Beste, was man machen kann. Hauptsache diese Gedanken brennen sich nicht unwiderruflich in unser Hirn ein!! So schön zu lesen, dass bei dir der Genuss wieder kam. Ich bin auf dem besten Wege dorthin und freue mich wahnsinnig!! Liebste Grüße, Meleini
Hallo Meleini,
Ich bin auf dich durch Instagram aufmerksam geworden und bin wirklich begeistert von deiner Seite ! Die Rezepte sind toll und zeigen, das auch gesunde Ernährung super lecker ist und Spaß macht. Auf jeden Fall bin ich so auch hier auf deinem Blog gelandet, der mir auch super gut gefällt … Ich finde das wirklich toll, was du machst, weil das bestimmt nicht nur mich sondern auch viele andere Leser motiviert, gesund und fit zu bleiben und das mit Freude und nicht mit zwang.
Es beruhigt mich gerade wirklich deinen Artikel zu lesen und zu sehen, dass es auch anderen genau so geht wie mir . Ich hatte teilweise wirklich das Gefühl als würde man da ein Bericht über mich schreiben .
Ich bin noch relativ jung (fast 15) und gehe aber trotzdem schon seit 2 Jahren fast täglich im Fitnessstudio trainieren. Ich habe in der Zeit auch 10 Kilo abgenommen, was mich sehr glücklich macht da ich damals wirklich schon sehr unzufrieden mit mir war und unbedingt etwas daran ändern wollte. Ich habe dann auch angefangen meine Ernährung auf gesünderes Essen umzustellen und mit einer App Kalorien zu zählen, was ich zu mir nehme … und seitdem komme ich da auch nur schwer wieder raus. Auch wenn ich mittlerweile,so wie du, bei meinem Wohlfühlgewicht angekommen bin und Sport treibe weil es mir Spaß macht und mich fit hält, rechnet mein Kopf doch bei jeder Mahlzeit automatisch zusammen wie viele Kalorien das ungefähr gewesen sein müssen und wie viele ich dann noch für den Rest des Tages frei habe. Es gibt Tage oder Wochen, wo mir das ganz leicht fällt meine Kalorien einzuhalten, doch manchmal fällt es mir richtig schwer und ich würde lieber genießen, anstatt zu zählen und das stresst mich dann schon sehr. Sowas kam in letzter Zeit häufiger vor, auch meine Verwandten und Freunde haben gemerkt, dass ich dadurch Unglücklich werde ständig mein Essen zu tracken und das ich aufhöre, einfach zu genießen. Und jetzt habe ich das auch für mich selber festgestellt, dass mich so eine strenge Essenskontrolle auf Dauer nicht glücklich macht – also habe ich, ähnlich wie du, beschlossen jetzt auch mal voller Freude etwas zu genießen, wenn ich mal Lust darauf habe und das ohne schlechtes Gewissen, denn sonst macht man sich selber kaputt. Ich finde nämlich , das Leben ist viel zu kurz um nicht auch mal das zu tun, was man wirklich möchte. Natürlich achte ich weiter darauf, mich ausgewogen und gesund zu ernähren und meinen Sport mache ich auch weiter weil er mir sehr viel Spaß macht – so bleibe ich dann auch beim meinem Wohlfühlgewicht ! Aber ich höre auf mich so unter Druck zu setzen und mir kaum etwas zu gönnen, denn das macht nicht glücklich !
Also, wenn man so viel Sport macht und sich gesund und stärkend ernährt, dann kann man sich auch ohne schlechtes Gewissen mal was gönnen ☺️. Danke für deinen tollen Tipps und Rezepte, so wie die motivierenden Worte !
Lg, Joelle
Hallo liebe Joelle,
wow, erstmal viiiielen Dank für deinen tollen Kommentar und die Zeit, die du dir hier auf meinem Blog genommen hast!
Du schreibst du bist fast 15 Jahre alt und hast schon ähnliche Erfahrungen mit dem Kalorien tracken gemacht. Ich finde es erschreckend, dass wir uns mittlerweile mit noch jüngeren Jahren so komplizierte Gedanken machen „müssen“, weil es die Mode Branche, die Industrie und irgendwie auch unser davon geprägtes, heutiges Menschenbild vorschreiben. Gerade in deinem Alter solltest du alles in vollen Zügen genießen und dir absolut gar keine Gedanken darüber machen, ob du zu viele Süßigkeiten oder zu viel ungesundes Essen isst. Du bist in einer so wundervollen Zeit, einem so tollen Lebensabschnitt, in welchem dir Millionen andere Gedanken kommen, aber Kalorien zählen muss da nun wirklich nicht drunter sein. 😉
Ich finde es gut, dass du aus dieser „Falle“ einen Weg herausgefunden hast und wirklich nur noch genießt. Danke, dass du deine Story hier geteilt hast! Ich wünsche dir alles, alles Liebe und würde mich freuen, wenn du weiterhin fleißig mitliest. 🙂
Liebe Grüße,
Melanie